Charity ansegeln
1. Mai – Acht Starnberger Segelvereine veranstalten Ansegeln mit Herz
Als Christian Löhr, am späten Nachmittag des 1. Mai auf der Terrasse des Münchner Yacht Club in die Runde blickte, wusste er, dass das gemeinsame Ansegeln von acht Segelclubs am Starnberger See ein großartiger Erfolg war. „So viele strahlende Gesichter sieht man das ganze Jahr nicht mehr“, freute sich der Inklusionsbeauftragte des Münchner Yacht-Clubs (MYC). Kaiserwetter, ein guter Wind und mehr als 120 Schiffe, die in der Nordbucht des Sees ihre Manöver fuhren, sorgten bei allen Skippern für ein unvergessliches Erlebnis. Die Gemeinschaftsaktion stand in diesem Jahr unter dem Motto „Ansegeln mit Herz“. Dazu hatte der Münchner Yacht-Club im Rahmen seiner Starnberger Segeltage aufgerufen.
Auf Initiative der Organisatoren der Starnberger Segeltage hin hatten sich acht Segelvereine Gäste aus sozialen Stiftungen für den ersten offiziellen Segeltag des Jahres eingeladen. Neben dem MYC segelten der Bayerische Yacht-Club (BYC), der Münchner Ruder- und Segelverein (MRSV), der Segelclub Würmsee (SCW), der Universitäts-Segelclub München (USCM), der Feldafinger Segelclub (FSV), der Yacht-Club Possenhofen (YCP) und der Deutsche Touring Yachtclub (DTYC) mit Herz und sozialem Engagement.
Der Deutsche Touring Yacht-Club schipperte eigens auf einem von Frank Weigelt restaurierten holländischen Kutter mit sieben Tabaluga-Kindern von Tutzing aus in die Nordbucht. „Es waren alle mit Begeisterung dabei“, schwärmte Club-Sprecher Thilo Durach.
Weit über 250 Mitglieder genossen am Maifeiertag im Bayerischen Yacht-Club das traditionelle Ansegeln mit Gästen des Vereins Lebensmut e.V. . Bevor dort der Vorsitzender Dr. Michael Steiner den Seglerinnen und Seglern eine erfolgreiche Saison 2019 wünschte, begrüßte er auch den 1. Vorsitzenden des Vereins lebensmut e.V, Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann, der acht junge Krebspatienten, die von lebensmut betreut werden, zum „Ansegeln mit Herz in den Club begleitete. Die jungen krebskranken Erwachsenen zwischen 30 und 40 Jahren erlebten einen Tag, an dem mal nicht ihre Krankheit im Mittelpunkt stand. „Sie kamen alle mit leuchtenden Augen zurück“, sagte Ilona Ramstetter. Nicht nur für die Seglerin des BYC, die im Vorstand des Vereins Lebensmut e.V. ehrenamtlich tätig ist, war klar, dass der Tag in der Natur neuen Elan bei all den Menschen ausgelöst hat, die es sonst im Leben nicht einfach haben. Zur großen Freude der lebensmut-Teilnehmer durften sie beim Ansegeln auch selbst die Segel setzen oder an der Pinne testen, wie das Schiff reagiert, wenn man nach backbord oder steuerbord steuert. Bootseigentümer im BYC hatten sich und ihr Boot für diese Charity-Aktion zur Verfügung gestellt. „Es war ein wunderschönes Erlebnis und wir haben es sehr genossen, dabei sein zu dürfen“, fasste ein Teilnehmer die Stimmung der acht jungen Menschen zusammen. „Die Freude ist auch auf unserer Seite“, meinte einer der einladenden Skipper des BYC, „für mich war dieser Nachmittag eine echte Bereicherung.“
„Für viele Patienten vermittelt Segeln ein Gefühl von Freiheit“, stellte Dr. Gabriele Kröner klar. Der Vorstand der José-Carreras- Leukämie-Stiftung hatte zwei Patienten für das gemeinsame Ansegeln gewinnen können. Einer von ihnen reiste extra aus Mainfranken an. Bereits am selben Abend erhielt sie von ihm eine euphorische E-Mail. „Das Segeln hat enormen Spaß gemacht und eignet sich hervorragend, um abzuschalten.“ Es blieb jedoch nicht beim befreienden Gefühl, einmal den Alltag hinter sich gelassen zu haben.
Das eigentliche Ansegeln auf dem See fand nach ausgiebigen Feiern im Münchner Yacht-Club, im Bayerischen Yacht-Club oder auch dem Münchner Ruder und Segelverein ab 13 Uhr in der Starnberger Bucht bei leichten Winden und Sonnenschein statt. Hier trafen sich die Boote aller Klassen aus den acht Segel-Clubs zu einer ersten Saisonausfahrt.
Auf den Schiffen waren rund 50 Menschen mit Behinderung bzw. Menschen, die von gemeinnützigen Organisationen betreut werden. Die anderen Starnberger Clubs nahmen Menschen der Tabaluga-Stiftung, der Carreras-Stiftung, der Lebenshilfe und vom Verein Fortschritt mit an Bord.. Im Bayerischen Yacht-Club waren junge Patientinnen und Patienten des Vereins lebensmut e.V. zu Gast.
In der Gemeinschaft der Segler fühlten sich die Gäste sowohl auf den Booten als auch beim anschließendem und abschließenden Seglerhock, der von der Starnberger Firma Elektro Saegmüller unterstützt wurde, getragen. „Alle Gespräche, die wir geführt haben, waren so fruchtbar und so toll“, sprach Micki Liebl von „einer absoluten Bereicherung für beide Seiten“. Für die Organisator der Starnberger Segeltage war es berührend, was ihre Verein im Verbund mit den befreundeten Nachbarn mit der Aktion am Maifeiertag auslöste. Von den 50 Gästen vereinbarten einige private Segeltermine mit den Skippern. Was ganz im Sinne von Christian Löhr ist: „Dadurch erreichen wir die Nachhaltigkeit, die wir uns wünschen.“
Der Betriebswirt, der selbst im Rollstuhl sitzt, ist seinem Anliegen, Segeln für alle Menschen zu öffnen, wieder einen Schritt näher gekommen. Seine Referate, die er in der Sailing Academy hielt, fanden großen Anklang. Beim Seglerhock im Münchner Yacht-Club wurde Löhr auch vom 1. Vorsitzenden des Bayerischen Seglerverbandes Dietmar Reeh nicht nur gelobt sondern auch ausgezeichnet. Reeh gab am Mikrophon, begleitet mit Standing Ovations, bekannt, dass er Christian Löhr als Inklusionsbeauftragten für seinen Verband gewinnen konnte. Löhr habe durch sein Mitwirken an den Starnberger Segeltagen und vor allem beim Ansegeln mit Herz sein wieder einmal sein außerordentliches Organisationstalent unter Beweis gestellt . „Ich finde es super, was Christian Löhr auf die Beine gestellt hat“, lobte Kröner den Initiator und die zahlreichen Freiwilligen, die mit dem gemeinsamen Ansegeln für viel frischen Wind am Starnberger See gesorgt haben.
Text: MM/MMB
Ebenfalls Bilder von den Segeltagen (wirklich schöne) gibt es unter dem Link https://sites.google.com/view/agbilder/starnberger-segeltage-myc-2019 von Andrea Grosser.
Bilder und Bericht BYC: https://www.byc.de/ansegeln-mit-herz/
