Segelhauptstadt Starnberg

Die Süddeutsche Zeitung berichtet in Ihrer Ausgabe vom 05. April im lokalen Sportteil ausführlich über die Starnberger Segeltage:

Segeln

Hauptstadt am See
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Von Ralf Tögel

Die deutsche Segel-Hauptstadt? Hamburg? Kiel? Lübeck? Michael Liebl sagt: „Starnberg.“ Schließlich habe die Kreisstadt im Südwesten Münchens ganze drei Mannschaften in der höchsten deutschen Liga zu bieten. Seit drei Jahren sind der Münchner Yacht-Club (MYC), dessen Teammanager Liebl ist, der Deutsche Touring Yacht-Club (DTYC) und der Bayerische Yacht-Club (BYC) fester und erfolgreicher Bestandteil der Deutschen Segel-Bundesliga, jenem elitären Kreis, der den deutschen Mannschaftsmeister ermittelt. Und alle drei Vereine haben ihr Revier am Starnberger See.

Na gut, da gebe es noch Berlin, ergänzt Liebl, denn selbstredend ist ihm bekannt, dass für die Hauptstadt sogar vier Teams in der ersten Liga segeln, was sich gemessen an der Größe inklusive der Vielzahl an Gewässern und Revieren schnell relativiere. Jedenfalls ist der Starnberger See fester Bestandteil im Bundesliga-Kalender, und für die kommende Saison bekommt der Münchner Yacht-Club zum zweiten Mal die Ehre, die Saison mit der Ausrichtung des ersten Spieltages für die erste und zweite Bundesliga zu eröffnen.

Und weil die Starnberger zu klassischen Segelstädten wie Kiel, Travemünde oder Warnemünde weiter aufschließen wollen, veranstaltet der MYC in diesem Jahr die ersten „Starnberger Segeltage“. Kern der Mammutveranstaltung, die bereits am Sonntag, 28. April, mit der Einweihung des neuen MYC-Bootshauses beginnt und am darauffolgenden Sonntag mit der Siegerehrung des ersten Bundesliga-Spieltags endet, ist natürlich die Auftaktveranstaltung zur deutschen Segel-Meisterschaft. Der Gastgeber zeichnet für die Durchführung der Wettfahrten der ersten Liga unter Rennleiter Anderl Denecke verantwortlich, die zweite Liga wird organisiert vom Nachbarklub DTYC aus Tutzing, dessen Leitung Wolfgang Stückl obliegt. Die Wettfahrten beginnen am Freitag, 3. Mai, die Siegerehrung ist zwei Tage später für 17 Uhr terminiert.

Noch nie gab es am Starnberger See ein so umfassendes Programm
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Ist die Ausrichtung des Bundesligaspieltags für sich schon eine enorme Anstrengung, so geht der MYC in diesem Jahr zum ersten Mal einen gewaltigen Schritt weiter und bettet den Leistungssport in besagtes einwöchiges Segelevent ein. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass der Gastgeber seine „Tore weit öffnen und den Segelsport einer breiten Bevölkerung zugänglich machen“ will, wie MYC-Präsident Niko Stoll erklärt, was eben nicht nur den leistungsorientierten Segelsport betreffe. Denn das klare Ziel sei es, „weitere Mitglieder und Freunde zu gewinnen“.

Ein derart umfassendes Programm gab es am Starnberger See in diesem Zusammenhang noch nie: Kurse und Fachvorträge zu taktischen Grundlagen, Elektromobilität am Wasser oder der Umwelt in der Region Starnberger- und Ammersee, es können Elektro- oder Motorboote getestet sowie unter Anleitung erste Segelerfahrungen gemacht werden, es gibt einen Second-Hand-Basar – und vieles mehr. Beim traditionellen Ansegeln am Mittwoch bieten die Veranstalter erstmals Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, die Faszination des Segelns hautnah zu erleben. Dafür hat der MYC neben den Bundesligateilnehmern weitere fünf Segelvereine rund um Starnberg gewinnen können. Während der ganzen Woche ist das Casino mit der großen Terrasse geöffnet, am Samstag wird es zudem einen Streetfood-Market und eine große Segelparty geben.

Das Niveau der Liga steigt von Jahr zu Jahr
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Davon werden die Bundesligateams wohl Abstand nehmen, denn der finale Sonntag wird nochmals spannenden Sport bringen. „Das Thema soll sich schon auf das Bundesliga-Event zuspitzen“, erklärt Liebl, wozu die Leistungssportler bestens präpariert antreten werden. Das Niveau der Liga steigt von Jahr zu Jahr, traditionell gibt sich das Gros der Klubs am Gardasee Anfang April den letzten Feinschliff für die lange und fordernde Saison, wie der Teammanager erklärt. Zusammen mit den Kooperationspartnern DTYC und Chiemsee Yacht Club werden gerade zahllose Manövereinheiten trainiert, „die halbe Liga ist zu dieser Zeit am Gardasee“.

Wahrend die lokalen Konkurrenten BYC, der im Vorjahr als Zweiter am besten abschnitt, sowie der DTYC, der bereits zwei Meisterschaften sowie den Titel in der Segel-Champions-League gewonnen hat, einen Platz unter den besten Sechs als Saisonziel ausgeben, will der Münchner Yacht-Club „einen möglichst breiten Kader zum Einsatz bringen“, so Liebl, in den mehr Jugendliche eingebunden werden sollen. „Wir werden fast an jedem Spieltag eine neue Besetzung aufs Wasser bringen“, verspricht der Coach, gleich zum Saisondebüt werden die erfolgreichen Junioren antreten, die im Vorjahr hinter dem BYC Zweiter der deutschen Meisterschaft wurden.

Bis dahin gebe es noch viel zu tun, versichert Liebl, der zusammen mit Klaus Skripalle das Großprojekt leitet – was ohne den „ehrenamtlichen Helferpool von etwa 140 Leuten“ nicht zu stemmen wäre. Es müssen halt alle anpacken, auf dem Starnberger Weg zur deutschen Segelhauptstadt.